Der Tag des Muskathlons - Donnerstag

Hallo Ihr alle,

 

heute war der Lauf. WOW, was für ein Erlebnis.

 

Erst einmal musste wieder der ganze Plan geändert werden. Der Start der Walker wurde von 0:00h auf 2:00h verschoben und der, der Läufer, um eine Stunde nach hinten auf 7:00h.

 

Auf Grund der Sicherheit, durften die Walker nicht alleine starten und wurden bis Tagesanbruch von der Polizei eskortiert. Das hätte für mich bedeutet, dass ich die erste Runde in langsamem "Wandertempo" hätte gehen müssen. Daher habe ich mich entschlossen, mit den Läufern zu starten. Durch deren späteren Start hatte sich aber die Zeit bis zum Zielschluss von 9h auf 8h reduziert. 63km in 8h. Das ist sehr schwierig mit meinem Nordic-Walking Stil, aber ich wollte es versuchen. 

Der Lauf war ein Volksfest, das schon am Abend zuvor begann. Neben den Teilnehmern aus Deutschland, Holland, England, Norwegen, Polen, USA und einem Australier, waren 900 einheimische Läufer und Wanderer am Start und diese haben das Ereignis gebührend mit lauter, lokaler Musik, ca. 400m von unserem Zelt gefeiert. Dank meiner Oropax, konnte ich aber doch etwas schlafen. 

 

Zum Start um 7:00h stand ich dann mit meinen Stöcken schon etwas sonderbar neben den 400 Läufern und wirkte für sie, sicher wie ein Wanderer, der verschlafen hatte. Dann ging es los. Die Europäer alle bestens ausgerüstet, mit den besten Schuhen, Kompressionsstrümpfen, Getränkeflaschen und -rucksäcken usw. und die Afrikaner? OK,  sie alle hatten ein Muskathlon Laufshirt bekommen, aber die Schuhe? Sie hatten normale Straβenschuhe, Sandalen, Flip-Flops oder waren sogar barfuß. Unglaublich. 

 

Die Strecke war sehr anstrengend, wundervoll und skurril zugleich. Es war sehr steil und die Wege sehr schlecht und staubig. Oben auf dem Berg, 2200 m Höhe, hatten wir einen wunderbaren Blick auf den See, die Täler und die wundervolle Natur. Überall am Weg standen Erwachsene und viele, viele Kinder, die uns angefeuert haben und ein Stück mit uns mitgerannt sind. "Whats your name", das Einzige, was sie in Englisch kennen, bekamen wir unzählige mal zu hören. Aber es ging auch durch die Slums. Das war wirklich skurril. In der ersten Runde ging das noch, aber in der zweiten bin ich ganz alleine durch den Slum "gewalkt!". Vorbei an Hütten, Dreck, Unrat, Müll und dazwischen spielende Kinder. Hier war weniger von der Begeisterung für den Lauf zu spüren. Auch nicht im Steinbruch, in dem Erwachsene und Kinder mit kleinen Hämmern Steine kleinklopften um 1$ pro Tag zu verdienen. Umso gröβer war die Begeisterung, wenn es an Kirchen oder Gemeinden vorbeiging. Hier standen die Leute drauβen und haben gejubelt und Musikkapellen haben für uns gespielt.

 

Schnell wurde für mich klar, das gibt einen ganz anderen Lauf. Hier geht es nicht auf Zeit. Zum Einen war dafür die Strecke viel zu schwierig und unwegig, und zum Anderen benötigten wir viel Zeit für die Menschen (Händeabklatschen, Stehenbleiben, ein paar Worte wechseln usw.) und Eindrücke. 

 

Das Wetter war in der ersten Runde gigantisch, es war noch schön kühl. Es ging durch Nebelschwaden und es lag Nebel über dem See. In der zweiten Runde wurde es HEISS und schwül. Schatten war hier Mangelware, da am Äquator die Sonne senkrecht steht. Es war mit Abstand der heiβeste Tag unserer Woche hier in Afrika. Am Start und Ziel auf ca. 1900m Höhe, haben wir 34 Grad gemessen, unten im Tal war es sicher noch einige Grade mehr. 

 

Ich habe dann den Lauf nach der 2. Runde (42km), mit einer für hier guten Marathonzeit von 5:30h beendet. Damit lag ich, mit meinem Nordic-Walking Laufstil im guten Mittelfeld der Marathonläufer. Eine 3. Runde war auf Grund des Zeitlimitts von 8h nicht mehr möglich und ich hatte auch sonst genug. Von den 63km-Läufern sind nur 2 innerhalb des Zeitlimitts ins Ziel gekommen.

Dies war ein Erlebnis, welches ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde. Es war so skurril und irreal: Herrliche Landschaft und Ausblicke, Kinder im Slum, im Dreck spielend, lokale Läufer, die in Sandalen mit uns gerannt sind, im Müll stehende Kühe, begeisterte Menschen und Kinder an der Laufstrecke, Kinder im Steinbruch, steineklopfend und ich mittendurch, mit meinen Nordic-Walking-Stöcken, einen Marathon laufend. WOW.

 

Am Abend wurde dann, gemäβ den 4ten Musketieren, mit einem BBQ gefeiert. Aber wir waren dann auch alle froh im Bett zu sein, um die körperlichen Strapazen des Laufes und die emotionalen Eindrücke verarbeiten zu können. 

 

Leider muss ich Euch die weiteren Bilder vom Lauf erst einmal schuldig bleiben, da ich diese erst einmal auf meinem PC zu Hause auswerten muss. 

 

Liebe Grüβe

Andreas